Heinrich Ortgies
Die Person Heinrich Ortgies ist ein Mysterium. Obwohl relativ viele Fakten zu seinem Leben bekannt sind, weiss man doch so gut wie nichts über ihn.
Er soll um das Jahr 1870 in der Nähe von Jever geboren worden sein und eine Handelslehre abgeschlossen haben, bevor er im Alter von 21 Jahren nach London ging, wo er 1898 heiratete.
Er arbeitete im Laufe seines Lebens, wohl meist als Dolmetscher und Handelsvertreter für verschiedene Waffenfabriken überall in der Welt. Darunter zum Beispiel in Sankt Petersburg, in Baku und Tiflis.
Und so kam es, das er beim Ausbruch des ersten Weltkrieges im belgischem Lüttich in einem Rüstungsbetrieb angestellt war. Dort entwickelte er 1916 seine nach ihm benannten Pistolen. In den folgenden Jahren meldete er mehrere Patente, nicht nur in Deutschland und Belgien, sondern auch in Amerika, England, Österreich und der Schweiz für die unterschiedlichsten Bauteile an. Aufgrund der vielen Kontakte die er in den unterschiedlichen Firmen und in den Nahen Osten knüpfte wurde er türkischer Konzul a.D.
Jedoch wurde ihm später im Jahre 1927, durch eine Ministeranweisung untersagt, diesen Titel weiter zu führen.
Am 23. April 1919 zog er nach Erfurt, zuerst in die Burgstraße 8. Kurze Zeit später dann in die Villa Cyriakstraße 30, in der er zusammen mit seiner Frau Bertha, seiner Tochter Elsa und seinem Schwiegersohn Karl Paßmann wohnte.
Seine Firma gründete er auf dem Gelände der ehemaligen Königlich Preußischen Gewehrfabrik in der Mainzerhofstraße 13 und leitete diese zusammen mit seinem Schwiegersohn und einem Herrn namens Paul Enning.
Über den Verkauf seiner Patente an die Deutsche Werke AG. oder die mögliche Zusammenarbeit mit dieser gibt es viele unbelegte Meinungen, bzw. Vermutungen.
Die Einen sagen, das er sich mit dem Verkauf der Patente, Namensrechte und Werkzeuge eine goldene Nase verdiente und sich zur Ruhe setzte. Dies war in der damaligen Wirtschafts und Inflationslage aber eher unwahrscheinlich.
Die Anderen sagen das er eine Art Partnerschaftsvertrag mit der Deutschen Werke AG. hatte, aus der sie ihn versuchten systematisch zu verdrängen.
1931 gab Ortgies seine Villa auf und wohnte als Mieter zunächst in der Epinaystr. Nr. 18, kurz darauf 1932 am Anger 23 und ab 1934 dann in der Talstraße 16.
1937 verstarb Heinrich Ortgies.
Quellen:
• Waffen Revue Nr. 95
• Visier 5/2006
Autoren: Robert Riegel und Matthias Recktenwald
• Erma & Feima
Berthold Geipel und seine Erfurter Waffenfabriken
Autor: Werner Limbrecht
3. überarbeitete und ergänzte Auflage 2013