Deutsche Werke AG. Erfurt
Entstehung der Deutsche Werke Aktiengesellschaft
Die Königliche Preußische Gewehrfabrik Erfurt war eine von 14 (die Zweigstellen von Berlin und Dachau mit gerechnet) staatlichen Rüstungsbetrieben für Heeres,- und Marinewesen, die ihre Arbeit nach der Niederlage Deutschlands im Ersten Weltkrieg, einstellen mussten.
Grund dafür war das Verbot der Kriegswaffenproduktion und die Entmilitarisierung Deutschlands durch den am 28. Juni 1919 unterzeichneten Versailler Vertrag.
Die Werke, in denen zu Kriegsende noch 199.655 Menschen beschäftigt waren, wurden zunächst als "Reichswerke" zusammengefasst und 1920 nach der Nationalersammlung in Weimar der Deutsche Werke AG. zugeführt. Dabei gründete der Staat am 17. Juli 1920, unter der Leitung des Reichsschatzministeriums die Deutsche Werke AG mit 100 Millionen Aktienkapital selbst. Jedoch wurden diese Betriebe nicht gleich privatisiert und blieben zunächst noch unter stattlicher Obhut.
Ziel war es, das diese Werke sich selbst tragen und Gewinne verzinsen konnten. Zudem durften sie ausschließlich nur sogenannte "Friedensgüter" produzieren.
Da fast alle von ihnen Metall,- und Holzverarbeitende Betriebe waren, wurde nun mit einer sehr stark veringerten Anzahl von 40.358 Mitarbeitern, davon 3878 in Erfurt, alles mögliche wie Gullideckel, Wasserhähne, Werkzeuge, Haushalts,- und Messgeräte, bis hin zu Fahrzeugen gefertigt. So erreichte zum Beispiel das D - Rad, welches in Berlin- Spandau gefertigt wurde, Kultstatus.
- Anzeige der Deutsche Werke AG,
D- Büros München und Nürnberg -
Weitere Produkte aus dem Erfurter Werk
Sicherlich waren die Pistolen das bedeutenste, bzw. lukrativste Produkt aus dem Erfurter Werk, doch man stellte auch andere Sachen z.B. Möbelstücke wie Stühle, Sessel, Betten oder auch Fenster und Türen her. Es wurden Bahnwaggons und Lokomotiven repariert.
Und auch andere Sport,- und Jagdwaffen wurden produziert.
Das D-Tesching
Auf amerikanischen Auktionsplattformen wird das Kleinkalibergewehr der Deutsche Werke AG. gerne als Jugendgewehr Model 1 angeboten. Im deutschsprachigem Raum wurde es wohl als D-Tesching vermarktet. Man findet recht wenig Informationen zu der Einzelladerbüchse im Kaliber .22 lfb. Ich vermute, das der Großteil ähnlich wie bei den Pistolen, für den Export bestimmt war.
- Werbeanzeige auf einem Sommerangebotsschreiben der Firma Carl Bauer & Co. -
Das Gewehr an sich ist recht einfach gehalten. Während auf dem Lauf der Schriftzug Deutsche Werke AG. Erfurt klein eingelassen ist, befindet sich auf der Oberseite des Verschlusses, wie auch auf der linken Seite des Hinterschaftes und der Schaftkappe groß das Logo der Deutschen Werke AG. Unter dem Logo auf dem Verschluss steht noch die Bezeichnung Mod. 1 (die 1 als römische Zahl), was für die Bezeichnung der Amerikaner erklärend wäre.
© Waffenhandel Zwack
© Waffenhandel Zwack
© Waffenhandel Zwack
Das D - Tesching gab es in zwei Lauflängen und dazu verschiendenen Ausführungen. In einer Luxusvariante mit punzierten Pistolengriff und in einer einfach gehaltenen Form, die sehr an die Luftgewehre der damaligen Zeit erinnert. Diese hatte übrigens auch keine Schaftkappe.
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- Youtubevideo von Mike Yerke
über die D - Tesching -
Automatische Schrotflinte
Walther 1921
(Achtung! Nur erste Rohfassung)
Bei der Schrotflinte "Walther 1921" handelt es sich um eine der wenigen automatischen Schrotflinten die vor Beginn des zweiten Weltkrieg in Deutschland gefertigt wurden. Dabei übernahm Walther zunächst die Produktion nicht selbst, sondern überließ der Deutsche Werke AG. die Lizensrechte zur Herrstellung ihrer Flinte.
Die Schrotflinte wurde ab 1918 von Fritz Walther entwickelt und 1921 patentiert. Die Produktion selbst soll allerdings erst 1922 gestartet sein.
Da es der Deutsche Werke AG. ab 1922 untersagt war Waffen zu produzieren und dies dann ab 1923 auch geschah, wurde die Schrotflinte danach noch einige Zeit im Werk von Walther weiter produziert. Es ist allerdings nicht bekannt wie lange. Man vermutet das die Produktion 1930/31 stoppte, da die Schrotflinte in unterschiedlichen Waffenkatalogen ab 1932 nicht mehr angeboten wurde. Die bisher höhste bekannte Seriennummer liegt im Bereich bei ca. 5800. Es wurden also vermutlich nicht mehr als 6000 Stück hergestellt.
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- youtubevideo von forgotten weapons (toller Kanal, abonieren lohnt sich) über die Schrotflinte von Walther -
Das Ende des Erfurter Werks
Das Ende war doch gleichzeitig ein Neuanfang. Als am 1. April 1922 die Produktion von Munition, Jagd und Sportwaffen in den Werken der Deutsche Werke AG. verboten wurde, suchte man schnell nach einer Ausweichmöglichkeit.
Da bei der AEG Berlin das Firmengelände für die wachsenden Kapazitäten einfach zu klein wurde und man keine weiteren Grundstücke dazu kaufen konnte, entschied man sich zur Zusammenarbeit. Am 1. September 1923 wurde dann die Waffenproduktion endgültig aufgegeben. Die AEG Berlin kaufte 1924 50% aller Aktien der Deutsche Werke AG. Erfurt. Und man stellte ab diesem Zeitpunkt die Mignon 3 und 4 in Erfurt her. Ab 1926 wurden diese dann sogar per Fließband gefertigt. 1929 kaufte die AEG Berlin dann den Rest der Aktien auf und es begann eine neue Ära in der Stadtgeschichte Erfurts, die bis ins Jahr 2004 reichte.
Fortan war Erfurt für seine Schreibmaschinen berühmt. Zuerst für die Mignon Modelle unter AEG. Dabei war das Model 4, eine Zeigerschreibmaschine der Verkaufsklassiker schlechthin. Allein dieses Modell wurde von 1924 bis 1933 tausendfach produziert.
- Mignon 4 von AEG - Deutsche Werke AG. Berlin, Werk Erfurt -
- Holzschatulle der Mignon 4 -
Schon 1930 kaufte die Leitung des Erfurter Werkes alle Aktienanteile der AEG auf und das Unternehmen wurde in
"Europa Schreibmaschinen AG Erfurt" umbenannt.
6 Jahre später, mit Einführung des neuen Modelles "Olympia", folgte dann erneut eine Umbenennung in
"Olympia Schreibmaschinenwerk AG".
Das Werk in Erfurt war der größte Schreibmaschinenhersteller Europas und produzierte ab 1939 soviele davon, wie alle anderen Hersteller auf dem Kontinent zusammen.
Während des Zweiten Weltrieges wurden neben Schreibmaschinen für die Wehrmacht auch weitere wichtige Kriegsgüter gefertigt. So z.B. verschiedene Magazintypen, einzelne Waffenteile, wie Abzugsbügel und Visiere, sowie Teile für Flugzeuge und U - Boote.
Dies war der Grund für die mehrfache Bombadierung des Geländes der ehemaligen Gewehrfabrik durch die Aliierten.
- Olympia - Stempel auf einem 2 cm Flak Magazin -
(© Kar98k)
Nach Kriegsende lief die Produktion der Olympia Modell 8 nach kurzer Unterbrechung wieder an. Erfurt lag zu dieser Zeit erst in der amerikanischen, wenig später in der sowjetischen Besatzungszone. Das Unternehmen wurde 1946 der Sowjetischen Aktiengesellschaft für Präzisions - Maschinenbau zugeordnet und bekam den Namen "Staatliche Aktiengesellschaft AWTOWELO, Büromaschinenwerk Olympia Erfurt (Olympia Büromaschinenwerk Sowjetische AG für Feinwerktechnik Erfurt)"
1946 wurde in Wilhelmshaven ebenfalls ein Olympia Werk eröffnet. Dies führte 1949 zu einem Namensstreit, welcher vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag ausgetragen wurde. Die Namensrechte wurden dem Westdeutschem Unternehmen zugesprochen.
Ein neuer Name wurde recht schnell gefunden.
"VEB Optima Büromaschinenwerke"
Von 1952 bis 1977 gab es noch zahlreiche Namensänderungen, jedoch wurden alle Produkte unter dem großen Label "Optima" gefertigt. Erst ab 1978 erhielten diese für kurze Zeit das Kürzel "daro", welches für "Datenverarbeitung - Automatisierung - Rationalisierung - Organisation" stand.
Durch die Eingliederung aller Zentronik - Betriebe, zu der die Optima seit 1969 gehörte, in das Kombinat Robotron, kam erneut ein Namenswechsel.
Ab dem Jahr 1978 hieß es nun
"VEB Robotron Optima Büromaschinenwerk Erfurt".
Passend dazu erhielten die Schreibmaschinentypen den Beinamen robotron.
- Reiseschreibmaschine Optima Robotron "cella" -
- Koffer der Reiseschreibmaschine "cella" -
- Broschüren zur Firmengeschichte,
links von 1962, rechts von 1988 -
Nach dem Fall der Mauer wurde der Volkseigene Betrieb am 30. Juni 1990 in eine GmbH umgewandelt und ein Jahr später als "Robotron Optima GmbH Erfurt" neu gegründet.
1992 erfolgte eine weitere Neugründung, nun unter dem Namen "Optima Bürotechnik GmbH".
Die Firma musste jedoch 2001 Insolvenz anmelden und wurde ein letztes mal als "Optima Schreibmaschinen Erfurt GmbH" neu gegründet. Doch auch diese Neugründung konnte das Ende der Produktion von Schreibmaschinen in Erfurt nicht verhindern. Seit 2004 gibt es die Firma Optima nicht mehr.
Quellen:
• Erma & Feima
Berthold Geipel und seine Erfurter Waffenfabriken
Autor: Werner Limbrecht
3. überarbeitete und ergänzte Auflage 2013
• Beitrag von Sauerfan auf gunboards.com
(abgerufen 08.02.2019)
• AEG - Olympia - Optima
Büromaschinen aus Erfurt 1924 - 2004
Autor: Eberhard Lippmann
Sutton Verlag, 2010
Literarische Quellen:
• Erma & Feima
Berthold Geipel und seine Erfurter Waffenfabriken
Autor: Werner Limbrecht
3. überarbeitete und ergänzte Auflage 2013
• Beitrag von Sauerfan auf gunboards.com
(abgerufen 08.02.2019)
• AEG - Olympia - Optima
Büromaschinen aus Erfurt 1924 - 2004
Autor: Eberhard Lippmann
Sutton Verlag, 2010
Vielen Dank an:
• Kar98k aus dem Militaria Fundforum für die Bereitstellung des Flak Magazin Bildes
• Herrn Roland Zwack von Waffenhandel Zwack GmbH
Vielen Dank an Kar98k aus dem Militaria Fundforum für die Bereitstellung des Flak Magazin Bildes und Herrn Roland Zwack von Waffenhandel Zwack GmbH.